Am 1. April schauten und diskutierten wir den Film ‚Deutschlandfiction‘ mit Mitarbeiter:innen vom Jobcenter und drei Stadtteilforscher:inenn aus der Hustadt. Der Film setzt sich mit Diskriminierungserfahrungen in deutschen Behörden auseinander.

Bereits während eines Gesundheitsforums im Oktober 2019  diskutierten wir den ethnofiktionalen Film, den die Künsterin und Sozialanthropologin Jana Eiting gemeinsam mit Prince Kani und Muhammed Conteh fertig gestellt hat. Der knapp 20-minütige Film behandelt die Erfahrungen der beiden Geflüchteten Prince und Muhammed mit der deutschen Bürokratie und die Auswirkungen von belastenden Erlebnissen auf Alltag und Wohlbefinden. Gezeigt werden zwei sehr unterschiedliche Erfahrungen in der Ausländerbehörde.

Offener Tisch

Diskussion des Themas ‚Diskriminierungserfahrungen und Wohlbefinden‘ am ‚offenen Tisch‘ während des SMART-Workshops im Februar 2020

Aus der kollaborativen Forschung ging deutlich hervor, dass Diskriminierung und Rassismus durch die Mehrheitsgesellschaft eine zentrale Gesundheitsgefährdung für die Menschen in der Hustadt darstellt. Während der ersten SMART-Workshops wurden diese Erkenntnisse in einer Arbeitsgruppe thematisiert. Bewohner:innen berichteten von Diskriminierungserfahrungen in der Ausländerbehörde und im Jobcenter und äußerten den Wunsch nach einem Abbau von Vorurteilen. Gemeinsam mit Manuela Mikešić-Benai vom Jobcenter Bochum entstand die Idee, einen Begegnungsraum zu schaffen, in dem Mitarbeiter:innen des Job Centers und Bewohner:innen sich gegenseitig Einblick in ihre Lebenswelten geben und Erfahrungen thematisieren und diskutieren können. Erste Ideen und Fragen, die während eines Begegnungstreffens mit Mitarbeiter:innen des Jobcenters diskutiert werden könnten, brainstormten wir bereits während eines Reflexionstreffens mit den Stadtteilforscher:innen im Oktober 2021.

Auf Seiten der Stadtteilforscher:innen als auch auf Seiten der Jobcentermitarbeiter:innen gab es im Vorfeld des Treffens Vorbehalte und Ängste. Die Mitarbeiter:innen des Jobcenters befürchteten zunächst, dass sie von uns in die Hustadt eingeladen würden, um Sonderberatungen für Bewohner:innen durchzuführen. Die Stadtteilforscher:innen äußerten Bedenken, ob sie während der Veranstaltung offen reden könnten oder persönliche Informationen an ihre Sachbearbeiter:innen weitergegeben werden würden. Diese anfängliche Skepsis und Bedenken lösten sich – für einige der Teilnehmenden sicher überraschend – während der Veranstaltung sehr schnell in Luft auf. Stattdessen entstand eine entspannte Atmosphäre des Austauschs und der Begegnung. Die Teilnehmenden trauten sich offen über ihre Erfahrungen und die Herausforderungen, die die deutsche Bürokratie mit sich bringt, zu sprechen. Sie erfuhren dabei gegenseitiges Verständnis und Zuspruch und planen auch zukünftig im Gespräch zu bleiben, um gemeinsam Unwegbarkeiten zu adressieren und anzugehen.