Um zu wissen, was verschiedene Menschen brauchen, muss man sie fragen –  Erfahrungsbericht über eine kollaborative Forschung

von Lina Sparla

Ich habe als Studierende am OriGes II Projekt teilgenommen.

OriGes ist eine Abkürzung für „Orientierungshilfen im Umgang mit Online-Gesundheitsinformationen“. Im Projekt OriGes I wurden bereits zwei Webseiten entwickelt, die dabei unterstützen sollen, die Vertrauenswürdigkeit von Gesundheitsinformationen im Internet einzuschätzen. Die Internetseiten helfen einem dabei zu verstehen, ob eine Quelle gut ist und wann man Informationen glauben kann. Außerdem geben sie eine Orientierung über vorhandene Internetseiten mit Gesundheitsinformationen.

Diese zwei Internetseiten von OriGes I wurden jedoch nicht kultursensibel gestaltet. OriGes II möchte dies ändern und die Internetseiten so gestalten, dass möglichst viele unterschiedliche Menschen die Informationen nutzen können. Dafür ist es notwendig zu wissen was verschiedene Menschen brauchen, um sich auf einer Internetseite zurecht zu finden und sie nutzen zu können und zu wollen. Deshalb haben wir bei OriGes II Menschen gefragt, wie sie sich zu ihrer Gesundheit im Internet informieren.

Eine bunt zusammengewürfelte Gruppe

Teil eines Forschungsprojektes zu sein war für mich eine neue und besondere Erfahrung. Die Community Forscher*innen/Stadtteilforscher*innen hatten teilweise schon mehr Erfahrung als ich, weil einige von ihnen schon bei anderen Projekten mitgearbeitet hatten. Bei OriGes hießen die Stadtteilforscher*innen nun Community Forscher*innen. Nicht alle Teilnehmenden kamen aus der Hustadt, sondern die Gruppe war bunt aus ganz verschiedenen Communities und Altersgruppen zusammengewürfelt.

Ziel war es im Tandem, also einem Team bestehend aus einem/einer Community Forscher*in und einem/einer Student*in, zwei Interviews durchzuführen. Die Forscher*innen haben die Interviews geführt und die Studierenden die Interviews auf Ton aufgezeichnet und später aufgeschrieben. Zunächst mussten wir uns jedoch ersteinmal gegenseitig kennenlernen, unsere Interviewleitfragen entwickeln und üben, wie man ein Interview gut führt.

Alles online – Auch Kaffetrinken und Kochen

Aufgrund der Coronapandemie hat die Schulung ausschließlich online stattgefunden und auch die Interviews haben wir anschließend online durchgeführt. Das war sehr schade, da ich gerne alle Teilnehmer*innen offline und im realen Leben kennengelernt hätte. Regelmäßig haben wir uns über über die Videokonferenz-Software ‚Zoom‘ getroffen. Das hat erstaunlich gut funktioniert! Unsere Professorinnen Christiane Falge und Silke Betscher haben sich gemeinsam mit der Theaterpädagogin Jana Eiting vom Schauspielhaus Bochum ein großartiges, abwechslungsreiches Programm ausgedacht. Jana hat lustige Spiele zum Kennenlernen angeleitet und dadurch immer wieder die Stimmung aufgelockert. Die inhaltlichen Bausteine haben sich durch Blöcke im Plenum und Gruppenarbeiten zusammengesetzt.

Beispielsweise war unsere erste Aufgabe in Kleingruppen ein Wappen  zu entwerfen, das uns repräsentiert, und den anderen ein bisschen etwas über uns zu erzählen. So lernten wir uns nach und nach kennen. Nachdem klar war in welchen Tandems wir zusammenarbeiten, haben wir uns zu zweit online getroffen und zusammen Kaffee getrunken oder gekocht, um uns näher kennenzulernen. Das Kennenlernen mit meiner Tandempartnerin habe ich als eine große Bereicherung empfunden und es war spannend, mich mit einer mir zunächst völlig fremden Frau, die ich sonst wahrscheinlich nie getroffen hätte, zu unterhalten.

Die Professionalität meiner Tandempartnerin hat mich beeindruckt

In Gruppen und im Plenum haben wir überlegt, welche Fragen wir im Interview stellen wollen und haben daraus mit Hilfe der Professorinnen einen Frageleitfaden entwickelt. Von den Professorinnen haben wir gelernt, worauf man achten muss, wenn man ein gutes Interview führen will. In kleinen Gruppen haben wir uns anschließend gegenseitig interviewt und uns Feedback gegeben.

Die Forscher*innen haben Interviewpartner*innen aus ihren Communitys gesucht und die Interviews meistens in ihren Muttersprachen durchgeführt und später für uns übersetzt. Wir Studierenden haben uns nur um die Technik gekümmert. Für viele von uns war es gar nicht so einfach die Verantwortung komplett abzugeben und während des Interviews nicht zu verstehen, worum es eigentlich geht. Ich war von meiner Tandempartnerin sehr beeindruckt, weil sie alles sehr professionell gemacht hat. Nach dem ersten Interview haben wir mit Silke und Christiane überlegt was gut und was nicht so gut gelaufen ist und wie das zweite Interview noch besser werden könnte. Hier waren die Erfahrungen in der großen Gruppe sehr unterschiedlich.

Als Studentin bei OriGes dabei zu sein hat mir viel Spaß gemacht und unglaublich tolle, neue Erfahrungen und Eindrücke gebracht. Auch wenn es teilweise anstrengend war in der großen Gruppe online zu arbeiten, war es schön so viele neue Menschen kennenzulernen und zu erfahren, dass ein gemeinsames Arbeiten gut möglich ist.